Die Klosterkirche, das Klostergebäude und der sie umgebende Friedhof beherbergen zahlreiche Exponate der modernen sakralen Kirchenkunst. Es finden sich aber auch Zeugnisse aus den früheren Zeiten des Klosters, die von historischer Bedeutung sind.
Die Portaltüren der Klosterkirche
Die von Edwin Scharff geschaffenen Portaltüren aus den Jahren 1945/49 sind ein besonders herausragendes Kunstwerk. Edwin Scharff gelang es, die Leitsätze des apostolischen Glaubensbekenntnisses in eine ausdruckstarke Bildersprache umzusetzen.
Edwin Scharff wurde 1887 in Neu-Ulm geboren. In den zwanziger Jahren wird der Neu-Ulmer als Professor nach Berlin berufen. Ab 1933 lehrt er in Düsseldorf, bis er als „entarteter Künstler“ verfemt wird und Arbeitsverbot erhält. In dieser Zeit unterstützt Pfarrer Winkelmann ihn und seine jüdische Frau, es entseht eine tiefe und lang anhaltende Freundschaft. Scharff entwirft 1941 einen Taufbrunnen und ein Predigtpult für die Marienthaler Kirche. In der Nachkriegszeit unterrichtet er an der Landeskunstschule in Hamburg. Dort stirbt er 1955.
Wenn Sie mehr über die Tür der Klosterkirche Marienthal, die Bedeutung der Einzelreliefs, den Künstler Edwin Scharff und seinen Auftrageber Pfarrer Winkelmann erfahren möchten, legen wir Ihnen das Buch „Das Glaubensbekenntnis auf dem Portal der Klosterkirche Marienthal“ von Pater Martin Segers O.Carm. nahe.
Das Innere der Klosterkirche
in harmonisches Miteinander und der gleichzeitige Kontrast moderner und alter sakraler Kunst prägen das Innere der Klosterkirche. Vom Wandgemälde über bildhauerische Arbeiten bis zu textilen Wandbehängen finden sich viele Beispiele aus der Zeit Augustinus Winkelmanns.
Besonders schön zeigt sich diese Verbindung von Tradition und Moderne am Beispiel des ehemaligen Hochaltars.
Die bewusst auf Farben verzichtende Darstellung des Kreuzweges von Josef Strater ist neben den Kirchenfenstern das künstlerische Hauptwerk im Kircheninneren.
Die Kirchenfenster
Die Kirche lebt vom Licht, das durch die Fenster in die Kirche eindringt. Sie bilden das künstlerische Hauptwerk und dominieren mit ihren Farben den Gesamteindruck. Diesem Anspruch entspechend, verkünden sie eindrucksvoll die Menschheits- und Heilsgeschichte.
Die Chorfenster, die ein Triptychon bilden, stehen unter dem Thema der Auferstehung (mittleres Fenster) und der durch das Osterereignis bewirkten Gemeinschaft der Heiligen (seitliche Fenster). Heinrich Diekmann (1890 – 1963) zeigt die zentrale Gestalt Christi als jungendlichen Helden, als Inbegriff des Lebens, das den Tod überwunden hat. Die Gemeinschaft der ganzen Kirche wird in den angrenzenden Fenstern deutlich, in denen bekannte Heilige und unbekannte Menschen als Künder des Lichtes erscheinen.
Das Glasmosaik von Anton Wendling im ersten Fenster der Nordwand wurde aus Anlass des 1600. Geburtstages des hl. Augustinus im Jahre 1954 eingebaut. Das Ornamentfenster links unter der Orgelbühne zeigt das Lamm Gottes mit der Inschrift IHR LICHT IST DAS LAMM.
Im anschließenden Glasfenster veranschaulicht die Künstlerin Trude Dinnendahl-Benning mit ihrer Darstellung das dritte Kapitel des alttestamentlichen Buches Genesis.
Die leuchtenden Farben und Formen der drei folgenden Fenster von Anton Wendling, die 1927 entstanden, verkünden das Heilshandeln Gottes: Die Annahme der Botschaft des Engels durch Maria, die Geburt des verheißenden Retters und die Abnahme des Leichnams Jesu vom Kreuz, an dem Erlösung geschieht.
Der Kreuzgang
Eine Tür unter der Orgelbühne führt in den einzigen erhalten gebliebenen Teil des Kreuzganges aus dem 17. Jahrhundert. Gegenüber dem Aufgang zur Orgelempore steht eine Holzskulptur des hl. Nikolaus von Tolentino, der zu den Schutzpatronen des alten Klosters zählte.
Die gegenüber liegende Wand ist zwischen den Fenstern und dem Aufgang zur Empore mit dreieckigen Segmenten aus dem ehemaligen Lettner der Klosterkirche geschmückt.
Der Zellentrakt
Im Stockwerk über dem Kreuzgang sind vier der alten Klosterzellen erhalten geblieben. In ihnen fanden zu Zeiten von Pfarrer Winkelmann Künstler und Jugendliche und nach dem Krieg auch Evakuierte aus dem zerstörten Wesel Unterkunft.
Auch diese Zellen wurden in die künstlerische Gestaltung des Klosters einbezogen. Drei Zellen gestaltete Ludwig Baur im Jahr 1933. Dabei kombinierte er Personendarstellungen mit Zitaten aus der Bibel und einem Vers des heiligen Franziskus.
Die vordere Zelle hat Helmuth Macke, ein Vetter des Expressionisten August Macke, gestaltet. Auch als Fresko malte er Szenen aus dem Leben des hl. Augustinus. Zum Teil sind diese Szenen in die niederrheinische Landschaft verlegt und Augustinus ist der modernen Zeit entsprechend gekleidet.