Pfarrer Augustins Winkelmann hat das Klosterleben in Marienthal durch sein Engagement und seine Leidenschaft stark geprägt. Auch heute finden sich zahlreiche Werke seiner Arbeiten in der Klosterkirche wider. Auf den folgenden Seiten können Sie sich über das Leben und Wirken näher informieren.
LEBEN
Augustinus Winkelmann wurde am 23.4.1881 in Amelsbüren bei Münster/Westfalen geboren. Nach dem Abitur am Gymnasium Paulinum zu Münster/Westfalen begann er im Sommersemester 1902 an der Universität Innsbruck philosophische und philologische Studien, die er im WS 1902/03 an der Pariser Sorbonne fortsetzte. Hier war er Student der »Faculté des Lettres«. Während dieser Zeit lernte Augustinus Winkelmann auch Werke von Paul Claudel (gest. 1955) kennen, die Beeinflussung durch diesen französischen Dichter währte während seines ganzen Lebens. Er kam in Kontakt mit dem „Renouveau Catholique“ , dem neben Claudel auch Georges Bernanos, Maurice Blondel und Gabriel Marcel angehörten.
Im Sommersemester 1903 nahm sein Theologiestudium an der Universität Münster/Westfalen den Anfang. Bald darauf wechselte er seinen Studienort und ging nach Würzburg zu Hermann Schell. Hier wurde er vor allem inspiriert durch das Werk Schells: »Christus« (Mainz 1903).
Ostern 1906 trat Augustinus Winkelmann in das Priesterseminar zu Münster/Westfalen ein. Er wurde am 25.5.1907 im Dom zu Münster/ Westfalen zum Priester geweiht. Als Kaplan in Nieukerk bei Geldern pflegte er bereits Kontakte zu bildenden Künstlern.
1924 wird er zum Pfarrer an die Klosterkirche in Marienthal berufen. Auch hier gelingt es ihm, junge moderne Künstler in den Dienst der Kirche aufzunehmen. Zusammen mit dem Maler Josef Strater, einem gelernten Maurer, setzt er Teile der Klostergebäude wieder instand, die den Künstlern und Jugendlichen als Herberge dienen.
Selbst in der Zeit des Nationalsozialismus gelingt es ihm gegen viele Widerstände, Künstlern, die mit Berufsverbot belegt waren, Arbeit bei der Ausgestaltung der Kirche zu geben.
Durch seine Kontakte zur Quickborn-Bewegung und inspiriert durch die Schriften von Romano Guardini erneuert Pfarrer Winkelmann auch Formen des Gottesdienstes. So feiert er bereits 1928 das Osterfest am frühen Ostermorgen und betet Vesper und Komplet in deutscher Sprache.
Als Pfarrer Winkelmann 1950 in den Ruhestand geht, hat er die ehemalige Klosterkirche zu einem der bedeutensten Orte moderner sakraler Kunst geführt und Marienthal zu einem geistigen Zentrum der Erneuerung gemacht.
Am 2. Weihnachtstag 1954 stirbt Augustinus Winkelmann in Brünen. Er wird auf eigenen Wunsch rechts neben dem Eingang der Kirche beigesetzt.
KUNST
Als Augustinus Winkelmann 1924 als Pfarrer der Gemeinde Marienthal berufen wird, findet er eine ehemalige Klosterkirche vor, die im Stil der Neugotik ausgestattet ist. Wenig aussagekräftig ist die Gestaltung dieser kleinen Kirche in der einsamen Gegend am Niederrhein.
Zwei Dinge kommen Pfarrer Winkelmann zu Gute: seine zahlreichen Kontakte zur Künstlerszene und die Tatsache, dass die Kirche immer noch in Besitz des Staates ist. Es gelingt ihm, nahmhafte Künstler für eine neue und moderne Ausgestaltung der Kirche zu gewinnen. Während der Weltwirtschaftskrise verschafft er so Künstlern Aufträge und setzt gleichzeitig Zeichen, die als Glaubenszeugnisse in dieser Zeit wirken. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus bietet Augustinus Winkelmann Künstlern, die mit dem Berufsverbot belegt waren, in Marienthal Arbeitsmöglichkeit und Broterwerb.
Nach dem Krieg führt Augustinus Winkelmann seine künstlerischen Bemühungen fort. Weitere Kunstwerke festigen den Ruf Marienthals als Zentrum moderner sakraler Kunst.
Auch heute noch wirkt sein Einsatz für die moderne Kunst fort. Der Friedhof um die Klosterkirche mit seinen individuell gestalteten Grabmälern zeugt hiervon.
JUGENDARBEIT
Als Augustinus Winkelmann seine theologische Ausbildung beginnt, hat sich im Deutschland des beginnenden 20. Jahrhunderts eine starke Jugendbewegung gebildet. So unterhält er während seiner Zeit als Kaplan bereits enge Kontakte zur Jugend des Quickborn, einem Mitglied der katholischen Jugendbewegung.
Er beschäftigt sich mit den Schriften Romano Guardinis, der zu den Begründern der liturgischen Bewegung gehört. Sein zentrales Anliegen war die „Weltzuwendung aus der Mitte des Glaubens“ und er sah „die eigentliche Würde des Menschen im Vollzug der Liturgie“. Dabei stand nach wie vor die tätige Teilnahme an der Liturgie im Vordergrund. Wichtiges Instrument war dabei die Verwendung der Volkssprache anstatt des bisher üblichen Lateins. Auch die Feier der Osternacht und die Verwendung des Volksaltars waren wichtigen Elemente.
Pfarrer Winkelmann übernimmt zahlreiche Anregungen. 1928 feiert er das Osterfest am frühen Morgen und betet Vesper und Komplet in deutscher Sprache. Marienthal entwickelt sich zu einem geistigen Zentrum der katholischen Jugendbewegung. Immer wieder gelingt es Winkelmann über die Auseinandersetzung mit der modernen sakralen Kunst eine Diskussion über Inhalte des Glaubens anzuregen. Die renovierten Klosterzellen über dem Kreuzgang dienen als Herberge.
Pfarrer Winkelmanns Engagement für die Jugend wird von den Nationalsozialisten 1941 beendet. Die Gestapo versiegelt die Tür zum Zellentrakt und überwacht dieses Verbot. Bis zum Ende des Krieges ist es Jugendgruppen nicht mehr möglich nach Marienthal zu kommen oder sich gar in der Nähe des Klosters aufzuhalten.